Frage: Deine Geschichten sind neben einer starken Heldin geprägt von Bad Boys, die äußerst dunkle Seiten aufweisen. Was macht diese Jungs für dich zu positiven Figuren?

Meine männlichen Charaktere entwickeln sich im Verlauf der Serie enorm. Während man immer mehr über sie in Erfahrung bringt, findet man versteckte Qualitäten und verschiedene emotionale Schichten vor. Man erkennt, wie komplex sie sind und dass niemand so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Darüber hinaus sind sie alle dazu in der Lage, unendlich tief zu lieben. Insbesondere Camden. Seine leidenschaftliche Liebe für Abby und die Art und Weise, wie er darum kämpft, sie zu beschützen, sind das, was ihn am Ende am meisten auszeichnet.

Frage: Liest man in deine Rydeville-Elite-Trilogie hinein, drängt sich leicht das Gefühl auf, hier verfolgt eine Autorin ein primäres Ziel: ihre Leser zu schockieren. Welche Rolle kommt der Gewalt in deinen Texten zu?

Ich schreibe gern über heikle und emotional schwer verdauliche Themen, die oft kontrovers sind. Ich mag es, Inhalte zu erforschen, vor denen andere vielleicht zurückschrecken. Die Realität ist, dass wir in einer Welt leben, in der manchen Menschen solche Dinge widerfahren. Manche Leser denken vielleicht lieber nicht darüber nach, aber mir ist es wichtig, dass meine fiktionalen Geschichten einen grundsätzlich authentischen Kern haben.

Dass die Rydeville Elite Reihe jede Menge schockierende Momente beinhaltet, lässt sich nicht leugnen, aber alles, was in den Büchern passiert, dient dazu, den Plot oder die Charaktere voranzutreiben. Ich verabscheue Gewalt um der Gewalt willen und alles, was in dieser Buchreihe passiert, untermauert die Welt, in der diese Charaktere leben – nämlich in einer unbarmherzig gewalttägigen Welt, in der Reichtum, Gier, Sex, Korruption und Macht uneingeschränkt herrschen.

Frage: In deinen Werken greifst du heftige Themen wie beispielsweise Zwangsheirat oder Missbrauch auf, stellst sie in einer expliziten, ungeschönten Sprache dar. Das alles ist Fiktion – wie sieht es mit deinem Blick auf die reale Gesellschaft aus? Siehst du da Parallelen?

Absolut. Diese Dinge passieren im realen Leben. Wenn wir denken, dass dem nicht so wäre, sind wir naiv. Meine Rezensionspartnerin arbeitet in der Opferhilfe und sie ist schon so vielen herzzerreißenden Schicksalen im echten Leben begegnet, dass das Trauma, das meine Charaktere erfahren, dagegen fast schon mild erscheint. 

Frage: Du gehst in deinen Texten mitunter hart an die Grenze. Gibt es etwas, das für dich dennoch tabu wäre bzw. das du in einer Dark Romance niemals zur Darstellung bringen würdest?

Ich bin dafür bekannt, Grenzen zu sprengen, und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es irgendetwas gibt, was off-limits ist. Manche Szenen sind schwierig und emotional herausfordernd für mich zu schreiben, aber dennoch scheue ich nie vor ihnen zurück. Ich mag es nicht, meinen Charakteren Grenzen aufzuzwingen. Sie leiten meine Geschichte, nicht ich. Ich bin nur diejenige, die sie aufschreibt, aber meine Charaktere bestimmen zu einhundert Prozent der Zeit die Geschichte. 

Frage: Die Bände der Rydeville-Elite-Serie enthalten ganz vorn eine Anmerkung der Autorin, der zufolge der Text nicht von unter 18-Jährigen gelesen werden sollte, sowie eine Triggerwarnung. Wie wichtig ist es dir, die Leser vorzuwarnen, was auf sie zukommt?

Das ist mir sehr wichtig, da ich üblicherweise über junge Erwachsene schreibe und sichergehen möchte, dass meine Inhalte nicht in die Hände von jungen Teenagern gelangen. Hauptsächlich wurden meine Bücher selbstständig veröffentlicht und meine Leser sind Erwachsene, die gern Highschool- oder Collegeliebesgeschichten lesen. Meine Bücher sind nicht für junge Teenager geschrieben, insbesondere die Bücher aus dem Genre Dark Romance. Auch wenn grundsätzlich bekannt ist, dass Dark Romance gewisse Themen beinhaltet, füge ich meinen Büchern am Anfang gern eine Triggerwarnung hinzu, damit die Leser wissen, was auf sie zukommt. 

Frage: Die Reaktionen unserer Leser zeigten, dass der Eröffnungsband polarisierte. Es gab viele, die begeistert waren, den Text geradezu „inhaliert“ hatten. In manchen löste er Abneigung, Wut oder sogar Hass aus. Hast du erwartet, dass deine Texte so starke Emotionen hervorrufen?

Ich schreibe jetzt seit fünf Jahren hauptberuflich und habe bisher 37 Bücher geschrieben. Meine Leser berichten mir die ganze Zeit über, dass ich ihnen alle möglichen Emotionen entlocke, von daher ist das nicht allzu überraschend für mich. Meine Rydeville Elite Reihe hat bei vielen Lesern auf der ganzen Welt sehr starke Emotionen hervorgerufen, die meisten von ihnen waren aber positiv und enthusiastisch. Als ich im September 2019 bei RARE in London signiert habe, haben mich meine Leser angefleht, mehr Dark Romance zu schreiben, und inzwischen habe ich eine zweite Dark Romance Reihe veröffentlicht, die sehr gut aufgenommen wurde. 

Frage: In Film und Fernsehen kommt Gewalt oft schonungslos zur Darstellung, viele Computerspiele basieren auf gewalttätigen Szenarien. Wie ist dein persönlicher Eindruck – ist in der Literatur dasselbe erlaubt wie in den genannten medialen Formen oder wird eine Literatur, die Gewalt in Szene setzt, von Seiten der Leser anders behandelt?

Ich denke schon. Ich denke, dass es akzeptabler ist, es im Fernsehen oder im Kino zu sehen, als in einem Buch darüber zu lesen, insbesondere in einem Buch, in dem es um eine Liebesgeschichte geht. Ich nehme an, dass die Leser ein gewisses Maß an Gewalt erwarten, wenn sie zu einer Dark Romance Geschichte greifen, aber wenn dieses Genre neu für einen ist, ist man wohlmöglich geschockt oder fühlt sich nicht gut dabei. Leser, die regelmäßig Dark Romance lesen, sind da nicht so leicht zu schockieren. 

Ich schreibe gern über heikle und emotional schwer verdauliche Themen, die oft kontrovers sind. 
Ich mag es, Inhalte zu erforschen, vor denen andere vielleicht zurückschrecken. Die Realität ist, dass wir in einer Welt leben, in der manchen Menschen solche Dinge widerfahren.